Die Bibliothek des Klosters Fulda
rekonstruiert nach den Bibliothekskatalogen

von Martin Hellmann

Hier kannst du einen Streifzug durch die alte Bibliothek des Klosters Fulda unternehmen. Dieser bedeutende Bücherschatz, der überwiegend in der Karolingerzeit aufgebaut wurde, ist in den Wirren des 17. Jahrhunderts in alle Welt zerstreut und teilweise vernichtet worden. Die erhaltenen Kataloge und Bücherlisten ergeben aber ein ziemlich gutes Bild von Struktur und Büchervorrat der Bibliothek an der Wende zur Neuzeit. Aus den Bücherlisten, die den Inhalt der Bibliothek nach verschiedenen Kriterien erfassen bzw. auf verschiedene Weise einen Überblick über ihre Aufstellung geben, können einige Rückschlüsse über die räumliche Anordnung der Regale und der Bücher in den Regalen gezogen werden. Wer Geduld hat und sich die Zeit nehmen will, kann die Details in meinem Aufsatz Die räumliche Rekonstruktion der Bibliothek von Fulda, Faventia 19/1 (1997) 75-87, nachlesen. Die Strukturen, die sich aus den Bibliothekskatalogen ergeben, können mit einem zeitgenössischen Holzschnitt und mit den archäologischen Erkenntnissen über die Lage des Bibliotheksraums im Fuldaer Dom in Einklang gebracht werden. Ob die Bibliothek aber wirklich so aussah, wie sich daraus ergibt, ist umstritten. Die Anordnung der Bücher an bestimmten Wänden eines Innenraums in dieser Demonstration ist also nur schematisch zu verstehen. Die Aufstellung der Bücher hat sich natürlich im Lauf der Zeit verändert, sie kann aber anhand der Kataloge, die zu verschiedenen Zeiten in der Zeitspanne vom ausgehenden fünfzehnten Jahrhundert bis zur Inventarisierung anno 1561 entstanden sind, und das ist die Zeit der intensivsten Benutzung der Bibliothek, nachverfolgt werden. Mit Vorbehalt allerdings, weil auch die Entstehungszeit der Kataloge, ja sogar ihre zeitliche Reihenfolge unsicher ist. Die Katalogfragmente aus der Karolingerzeit, die letztlich viel interessanter sind, bleiben hier allerdings unberücksichtigt.

Wenn du den virtuellen und hypothetischen Bibliotheksraum betrittst, stehst du jeweils mit gebührlichem Abstand vor einer der vier Wände, so, daß du die ganze Regalwand im Blick hast. Die Regale befinden sich an der Wand ganz oben und werden durch ein dunkel eingefärbtes Feld repräsentiert:

Hier wird der Inhalt des Bücherregals nach den erhaltenen Bibliothekskatalogen beschrieben.

In dieser unteren Leiste wird der Inhalt nach der Systematik

oder Numerierung des jeweiligen Katalogs angegeben.

Unten, direkt vor dir in der Mitte des Raumes, steht ein Katalogschrank, aus dem du einen beliebigen Katalog auswählen kannst. Die Kataloge sind in zwei Werken ediert, über die man auch die ältere Literatur findet:

Karl Christ, Die Bibliothek des Klosters Fulda im 16. Jahrhundert (1933).

Gangolf Schrimpf / Josef Leinweber / Thomas Martin, Mittelalterliche Bücherverzeichnisse des Klosters Fulda und andere Beiträge zur Geschichte der Bibliothek des Klosters Fulda im Mittelalter (1992).

Der Arbeitskreis zur mittelalterlichen Geschichte der Bibliothek des Klosters Fulda der Theologischen Fakultät Fulda, aus dem auch das letztgenannte Werk hervorgegangen ist, arbeitet an der Rekonstruktion der Bibliothek anhand aller Handschriften, die vollständig oder als Fragmente in der ganzen Welt verstreut erhalten sind und ehemals der Bibliothek des Klosters Fulda angehörten.

In der vorliegenden Demonstration können nun die vier Wände des Bibliotheksraums mit den verschiedenen Katalogen betrachtet werden. Beim Betreten des Raums durch die Tür an der Nordseite kommt dir zuerst das lange Regal an der Südseite in den Blick. Wähle einen der Kataloge aus.

P

Paris, Bibliotheque Nationale, nouv. acq. lat. 643

Ba

Basel, Universitaetsbibliothek, F III 15b

V

Vat. Pal. lat. 1928

v

Einzelblatt im Vat. Pal. lat. 1928

S

Signaturen

F

Marburg, Staatsarchiv, R 38

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Uebersicht in F